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Long COVID: Der lange Weg der Genesung

Veröffentlicht am 26. April 2023

Die meisten Patient*innen erholen sich nach einer SARS-CoV-2-Infektion innerhalb weniger Tage oder Wochen vollständig. Wenn jedoch Symptome über Monate oder Jahre nach der Erstdiagnose noch andauern, wird das als Long COVID bezeichnet. Zu den anfänglichen, typischen COVID-19-Symptomen wie Fieber, Husten oder Atemnot kommen oft neue gesundheitliche Beschwerden dazu. Es kommt auch vor, dass Symptome nach anfänglicher Besserung wieder zurückkehren. In diesem Artikel sind wichtige Erkenntnisse zu Long COVID für Sie zusammengefasst.
 

Was ist Long COVID?

Long COVID, auch als Post-COVID-Syndrom oder Post-acute Sequelae of COVID-19 (PASC) bezeichnet, ist eine multisystemische Erkrankung mit oft schwerwiegender Symptomatik, die nach einer Infektion mit dem Virus SARS-CoV-2 auftreten kann.1-3
Im deutschsprachigen Raum hat die AWMF (Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften e.V.) dazu eine Leitlinie verfasst.1 Diese orientiert sich an den internationalen Leitlinien der NICE (National Institute for Health and Care Excellence).1
Als Long-COVID wird das Vorhandensein von Symptomen über 4 Wochen nach Beginn der Erkrankung bezeichnet (Abb. 1). Die folgende Terminologie wird derzeit häufig verwendet und orientiert sich am zeitlichen Verlauf:1

  1. Akute COVID-19-Erkrankung: Befunde und Symptome von COVID-19 bis zu 4 Wochen.
  2. Long COVID: Anhaltende Symptome von COVID-19 über 4-12 Wochen.
  3. Post-COVID-Syndrom: Befunde und Symptome, die während oder nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 auftreten, mehr als 12 Wochen bestehen und keine andere erkennbare Ursache haben.

Abbildung 1: Die Zeitskala von Long COVID bzw. post-COVID-Syndrom1

Die ÖGAM (Österreichische Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin) hat die Kurzfassung dieser S1-Leitlinie in ein übersichtliches Webtool integriert: Long COVID - Leitlinie S1 und Webtool

Im Folgenden wird nur der Begriff Long COVID verwendet, wenn nicht explizit zwischen Long COVID und Post-COVID-Syndrom unterschieden wird.

Welche Symptome treten bei Long COVID auf?

Den meisten Long COVID-Patient*innen ist gemeinsam, dass Symptome oder Beschwerden bestehen, die eine behandlungswürdige Einschränkung der Alltagsfunktion und Lebensqualität bewirken und einen negativen Einfluss auf das Sozial- und/oder Arbeitsleben haben.1

Die gesundheitlichen Beschwerden bei Long COVID umfassen eine breite Palette von Krankheitsbildern, darunter kardiovaskuläre, thrombotische und zerebrovaskuläre Erkrankungen, Typ-2-Diabetes, aber auch myalgische Enzephalomyelitis/chronisches Erschöpfungssyndrom (ME/CFS) und Dysautonomie, insbesondere das posturale orthostatische Tachykardiesyndrom (POTS) (Abb. 2).2 Mehr als 200 Symptome mit Auswirkungen auf unterschiedliche Organsysteme wurden bereits identifiziert.2 Die Symptome können sich über einen sehr langen Zeitraum erstrecken, insbesondere bei Fällen mit neu aufgetretener ME/CFS und Dysautonomie wird angenommen, dass sie Jahre anhalten können.2 Die Schädigungen der unterschiedlichen Organe beruhen vorwiegend auf immun-mediierten Reaktionen und Entzündungen, und nicht unbedingt auf einer direkten Virusinfektion in den Zellen2. Wie Abbildung 2 zeigt, beruht die Long COVID-Symptomatik auf einer großen Vielfalt an pathologischen Manifestationen in unterschiedlichen Organsystemen. Biomedizinische Studien haben ergeben, dass bei einigen Patient*innen Schäden an mehreren Organen vorliegen.2

Abbildung 2: Long COVID-Symptome und die Auswirkungen auf verschiedene Organe. Long COVID hat Auswirkungen auf zahlreiche Organe mit einer breiten Palette von Krankheitsbildern.2 Posturale orthostatische Tachykardiesyndrom (POTS), myalgische Enzephalomyelitis/chronisches Erschöpfungssyndrom (ME/CFS) und Mastzellaktivierungssyndrom (MCAS).

Wen betrifft Long COVID?

Long COVID betrifft alle Altersgruppen und ist mit allen Schweregraden der Erkrankung in der Akutphase assoziiert. Der höchste Anteil an Long COVID-Diagnosen liegt bei Patient*innen im Alter zwischen 36 und 50 Jahren.4 Die meisten Long COVID-Fälle treten bei nicht hospitalisierten Patient*innen mit einer milden Akuterkrankung auf, weil diese die Mehrheit aller COVID-19-Erkrankten darstellen.2,4 Weltweit wurden bis Januar 2023 mehr als 651 Millionen COVID-19-Fälle registriert, und Schätzungen zufolge sind mindestens 65 Millionen Menschen von Long COVID betroffen; das entspricht etwa 10% aller erfassten COVID-19-Erkrankten.2 Die tatsächliche Anzahl an COVID-19-Fällen und Long COVID-Erkrankten ist wahrscheinlich noch höher, weil nicht alle COVID-19-Fälle dokumentiert werden, besonders wenn keine akute Symptomatik vorliegt.2 Die Inzidenzraten von Long COVID bewegen sich vermutlich zwischen 10-30% bei nicht hospitalisierten, zwischen 50-70% bei hospitalisierten und zwischen 10-12% bei bereits geimpften COVID-19-Patient*innen.2 Dass ein schwerer Verlauf von COVID-19 einen Risikofaktor für Long COVID darstellt, zeigen die nachfolgenden Analysen, die beide auf Daten vor der Omikron-Ära zurückgreifen: In einer prospektiven Kohortenstudie - durchgeführt während der ersten COVID-19-Welle von März bis Juli 2020 - wurde beobachtet, dass bei 74,3% der 246 intensivpflichtigen COVID-19-Patient*innen nach einem Jahr immer noch körperliche Beschwerden auftraten.5 Eine Meta-Analyse ergab, dass Patient*innen, die aufgrund einer COVID-19-Erkrankung hospitalisiert oder auf der Intensivstation behandelt wurden, ein mehr als doppelt so hohes Risiko hatten, an Long COVID zu erkranken, als nicht hospitalisierte Patient*innen.3

In Österreich liegen nur begrenzte Daten für Long COVID vor. Laut GECKO (Gesamtstaatliche COVID-Krisenkoordination)-Bericht vom 7. November 2022 sind etwa 4,2% aller hospitalisierten Patient*innen verstorben und 12,5% aller Intensivpatient*innen mit einer Long-COVID-Diagnose verstorben.6 2,4% der bis Ende August 2022 entlassenen COVID-19-Patient*innen wurden mit der Haupt- oder Nebendiagnose Long-COVID abermals hospitalisiert.6 Auf Basis der Fallzahlen bis Oktober 2022, könnten grob geschätzt zwischen 350.000 und 850.000 Personen in Österreich von Long COVID betroffen sein.7

Long COVID kann auch Kinder betreffen. Die Wahrscheinlichkeit für Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Dyspnoe, Brustschmerzen, Geruchsstörung, Geschmacksstörung, verminderten Appetit, Konzentrationsschwierigkeiten, Gedächtnisprobleme, geistige oder körperliche Erschöpfung und Schlafprobleme lag gemäß einer Studie bei Long COVID-Patient*innen im Alter von 15 bis 19 Jahren zwischen 2- und 36-mal höher im Vergleich mit PCR-negativ getesteten Gleichaltrigen.2 Generell ist wenig über Long COVID bei Kindern bekannt und weitere Forschung dazu ist notwendig.
Ungeklärt ist, warum Personen an Long COVID erkranken. Verschiedene mögliche Risikofaktoren treten gehäuft auf:2

Ein Drittel der Long COVID-Patient*innen hatte jedoch keine bekannten Vorerkrankungen.2,4 Das Risiko für Long COVID steigt auch mit dem Schweregrad und der Anzahl der Symptome während der akuten COVID-19-Erkrankung.8
Die hohe Anzahl an Patient*innen und die große Altersspanne verdeutlichen die Dringlichkeit der Thematik und zeigen, wie wichtig es ist, geeignete Therapien zur Behandlung von Long COVID zu finden.

Zur Erfassung von Long COVID in Gesundheitssystemen und in der Statistik hat die WHO einen eigenen ICD-10 Code (U09.9!) für Long COVID geschaffen.1,9

Prävention und Therapie von Long COVID

Die beste Vorbeugung vor Long COVID ist wohl die Vermeidung einer Ansteckung mit SARS-CoV-2. Impfungen (einschließlich Auffrischungsimpfungen) erzielen einen guten Immunschutz und können vor schweren COVID-19-Verläufen schützen: Eine Metaanalyse aller bisher veröffentlichten Studien, die Risikofaktoren und Anzeichen für Long COVID bei Erwachsenen (>18 Jahre) untersuchten, ergab, dass geimpfte Personen ein deutlich geringeres Risiko für Long COVID hatten als ungeimpfte Personen.3 Dabei ist zu beachten, dass sich die Analyse vorwiegend auf Daten vor der Omikron-Ära bezieht.

Daten von über 280.000 SARS-CoV-2-Infizierten mit mindestens einem Risikofaktor für einen schweren Verlauf, die im Zeitraum von Januar bis Dezember 2022 in der US Healthcare-Datenbank des Department of Veterans Affairs erfasst wurden, analysierten Xie et al.10 In dieser retrospektiven Kohortenstudie wurde im Vergleich zur Kontrollgruppe, die keine oder eine Antikörperbehandlung gegen COVID-19 erhielt, die Therapie mit Nirmatrelvir/Ritonavir (Paxlovid®) mit einem geringeren Auftreten von Folgeschäden auf das kardiovaskuläre System, thromboembolische Ereignisse, Fatigue und Malaise, akute Nierenerkrankung, Muskelschmerzen, das neurologische System und Kurzatmigkeit assoziiert. Nicht signifikant beeinflusst wurden Folgeschäden wie Entwicklung von Diabetes, Husten und Lebererkrankungen.10 An dieser Stelle ist darauf hinzuweisen, dass Nirmatrelvir/Ritonavir (Paxlovid®) zur Behandlung von Coronavirus-Krankheit 2019 (COVID-19) bei Erwachsenen, die keine zusätzliche Sauerstoffzufuhr benötigen und ein erhöhtes Risiko haben, einen schweren COVID-19-Verlauf zu entwickeln, zugelassen ist.11 Unter Berücksichtigung aller Limitierungen von retrospektiven Datenanalysen, deuten diese Beobachtungen darauf hin, dass Impfung und antivirale Therapien auch die postakute Phase von COVID-19 beeinflussen könnten.

Die Diagnosestellung von Long COVID gestaltet sich schwierig und kann einige Zeit in Anspruch nehmen. Es gibt keine spezifischen Tests, standardmäßige Blut- und bildgebende-Untersuchungen können unauffällige Ergebnisse liefern.2 Manche Komponenten von Long COVID können durch spezifische Untersuchungen festgestellt werden: Vorläufige Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Plasmaspiegel von extrazellulären Vesikeln und/oder Immunmarkern, welche auf eine hohe Zytotoxizität hindeuten, Biomarker für Long COVID darstellen könnten.2 Bereits gewonnene Erkenntnisse bei der ME/CFS-Diagnose und deren Biomarker könnten auch auf Long COVID anwendbar sein, einschließlich elektrischer Impedanzmessung des Blutes, Speicheltests, Erythrozytenverformung, geschlechtsspezifisches Plasma-Lipidprofil und Variablen in der isokapnischen Pufferkapazität.2 Dass speziell trainierte Hunde Personen mit Long COVID anhand von Schweißproben identifizieren können, wurde in einer Pilotstudie ebenfalls berichtet.2

Ein Flussdiagramm für Patient*innen zur Selbsteinschätzung ihres funktionellen Status hilft im ersten Schritt der Diagnose und wird im AWMF-Leitlinienregister auf Seite 94, Abb. 5 dargestellt.

Je nach Schweregrad der Beschwerden und der Organmanifestationen kommen individuell abgestimmte, symptombasierte Therapieoptionen zum Einsatz. Long COVID-Betroffene werden gezielt an Fachärzt*innen überwiesen, die nach Möglichkeit eine geeignete (medikamentöse) Therapie einleiten.1

Schon eine Ernährungsumstellung mit viel Salz (ausgenommen bei Hypertonikern) und eine Kompression vom Bauchnabel abwärts kann beim POTS helfen, bei dem plötzliches Herzrasen und Atemnot auftritt, sobald sich die Person aus ihrer Ruheposition erhebt und/oder zu gehen beginnt.1 Viele Patient*innen profitieren vor allem von einer physikalischen Therapie.1 Weiters wurde berichtet, dass nach der Entlassung von hospitalisierten COVID-19-Patient*innen ein Auftreten von Long COVID mit körperlicher Inaktivität assoziiert sein könnte.12 Gleichzeitig ist aber zu beachten, dass körperliche Aktivität für Long COVID-Patient*innen mit ME/CFS oder Post-Exertional Malaise schädlich sein kann. Physikalische Therapie eignet sich also nicht in allen Fällen.2 So beschrieb eine Studie mit Long COVID-Patient*innen, dass körperliche Aktivität bei 75% der Patient*innen zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustands führte und bei nur 1% zu einer Verbesserung.2 Pacing (individuell angepasstes Energiemanagement) kann nach körperlicher Überbeanspruchung bei Long COVID-Patient*innen helfen, ihre Energie optimal zu nutzen und gleichzeitig das Risiko einer Post-Exertional Malaise oder einer Verschlimmerung der Symptome minimieren.1,2

Weitere Therapieoptionen sind ausführlich erwähnt in den zuvor genannten Leitlinien von AWMF (AWMF-Leitlinienregister) und ÖGAM (Long COVID - Leitlinie S1 und Webtool | ÖGAM).

Auf die psychologische Betreuung darf ebenso wenig vergessen werden. Viele Patient*innen leiden sehr unter den Einschränkungen durch Long COVID und benötigen eine geeignete Psychotherapie, sowie den Austausch mit anderen Betroffenen. Dazu finden Patient*innen auf dieser Website geeignete Gruppen und Hilfsangebote

Mittlerweile gibt es ein gutes Netzwerk für Patient*innen-Anlaufstellen und Hilfsangebote. Long COVID-Betroffene benötigen vor allem viel Geduld und Verständnis von ihrem Umfeld, und die Gewissheit, ihre Last nicht allein tragen zu müssen.

Die sogenannten Long COVID-Ambulanzen werden fortlaufend weiter ausgebaut. Eine aktuelle Liste in verschiedenen Bundesländern gibt es unter Long-COVID.at und Long Covid Austria - Wichtige Anlaufstellen für Betroffene. Auch unter Long COVID (sozialministerium.at), Long Covid - S1 Leitlinie (kl.ac.at) und Long Covid: Ihre Rechte am Arbeitsplatz finden Sie weitere Informationen.

Weitere Informationen für Mediziner*innen

i Die österreichische Gesamtstaatliche COVID-Krisenkoordination (GECKO) wurde im Dezember 2021 gegründet. Am 31. März 2023 wurde die GECKO aufgelöst.

Referenzen:
1 AWMF. https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/020-027.html, Zugriff 23.02.2023. AWMF (2022).
2 Davis, H. E., McCorkell, L., Vogel, J. M. & Topol, E. J. Long COVID: major findings, mechanisms and recommendations. Nat Rev Microbiol 21, 133-146, doi:10.1038/s41579-022-00846-2 (2023).
3 Tsampasian, V. et al. Risk Factors Associated With Post−COVID-19 Condition: A Systematic Review and Meta-analysis. JAMA Internal Medicine, doi:10.1001/jamainternmed.2023.0750 (2023).
4 FAIRHealth. Patients Diagnosed with Post-COVID Conditions: An Analysis of Private Healthcare Claims Using the Official ICD-10 Diagnostic Code, 2022).
5 Heesakkers, H. et al. Clinical Outcomes Among Patients With 1-Year Survival Following Intensive Care Unit Treatment for COVID-19. Jama 327, 559-565, doi:10.1001/jama.2022.0040 (2022).
6 Gecko Bericht. https://www.bundeskanzleramt.gv.at/themen/gecko/publikationen-gecko.html (Stand 07.11.2022).
7 https://viecer.univie.ac.at/corona-blog/corona-blog-beitraege/blog-154-long-covid-in-oesterreich-haeufigkeit-und-symptome/. (Zugriff 23.02.23).
8 RKI. https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/NCOV2019/FAQ_Liste_Gesundheitliche_Langzeitfolgen.html Stand 31.01.2023.
9 WHO. https://icd.who.int/browse10/2019/en#/U09.9, Zugriff 23.02.2023.
10 Xie, Y., Choi, T. & Al-Aly, Z. Association of Treatment With Nirmatrelvir and the Risk of Post–COVID-19 Condition. JAMA Internal Medicine, doi:10.1001/jamainternmed.2023.0743 (2023).
11 Fachinformation Paxlovid® 150 mg + 100 mg Filmtabletten. https://labeling.pfizer.com/ShowLabeling.aspx?id=16709.
12 Gil, S. et al. Post-acute sequelae of SARS-CoV-2 associates with physical inactivity in a cohort of COVID-19 survivors. Scientific Reports 13, 215, doi:10.1038/s41598-022-26888-3 (2023).

Diagnose und Therapiemöglichkeiten von Long COVID

Die Diagnosestellung von Long COVID gestaltet sich schwierig und kann einige Zeit in Anspruch nehmen. Es gibt keine spezifischen Tests, standardmäßige Blut- und bildgebende-Untersuchungen können unauffällige Ergebnisse liefern.2 Manche Komponenten von Long COVID können durch spezifische Untersuchungen festgestellt werden: Vorläufige Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Plasmaspiegel von extrazellulären Vesikeln und/oder Immunmarkern, welche auf eine hohe Zytotoxizität hindeuten, Biomarker für Long COVID darstellen könnten.2 Bereits gewonnene Erkenntnisse bei der ME/CFS-Diagnose und deren Biomarker könnten auch auf Long COVID anwendbar sein, einschließlich elektrischer Impedanzmessung des Blutes, Speicheltests, Erythrozytenverformung, geschlechtsspezifisches Plasma-Lipidprofil und Variablen in der isokapnischen Pufferkapazität.2 Dass speziell trainierte Hunde Personen mit Long COVID anhand von Schweißproben identifizieren können, wurde in einer Pilotstudie ebenfalls berichtet.2

Ein Flussdiagramm für Patient*innen zur Selbsteinschätzung ihres funktionellen Status hilft im ersten Schritt der Diagnose und wird im AWMF-Leitlinienregister auf Seite 94, Abb. 5 dargestellt.

Je nach Schweregrad der Beschwerden und der Organmanifestationen kommen individuell abgestimmte, symptombasierte Therapieoptionen zum Einsatz. Long COVID-Betroffene werden gezielt an Fachärzt*innen überwiesen, die nach Möglichkeit eine geeignete (medikamentöse) Therapie einleiten.1

Schon eine Ernährungsumstellung mit viel Salz (ausgenommen bei Hypertonikern) und eine Kompression vom Bauchnabel abwärts kann beim POTS helfen, bei dem plötzliches Herzrasen und Atemnot auftritt, sobald sich die Person aus ihrer Ruheposition erhebt und/oder zu gehen beginnt.1 Viele Patient*innen profitieren vor allem von einer physikalischen Therapie.1 Weiters wurde berichtet, dass nach der Entlassung von hospitalisierten COVID-19-Patient*innen ein Auftreten von Long COVID mit körperlicher Inaktivität assoziiert sein könnte.10 Gleichzeitig ist aber zu beachten, dass körperliche Aktivität für Long COVID-Patient*innen mit ME/CFS oder Post-Exertional Malaise schädlich sein kann. Physikalische Therapie eignet sich also nicht in allen Fällen.2 So beschrieb eine Studie mit Long COVID-Patient*innen, dass körperliche Aktivität bei 75% der Patient*innen zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustands führte und bei nur 1% zu einer Verbesserung.2 Pacing (individuell angepasstes Energiemanagement) kann nach körperlicher Überbeanspruchung bei Long COVID-Patient*innen helfen, ihre Energie optimal zu nutzen und gleichzeitig das Risiko einer Post-Exertional Malaise oder einer Verschlimmerung der Symptome minimieren.1,2

Weitere Therapieoptionen sind ausführlich erwähnt in den zuvor genannten Leitlinien von AWMF (AWMF-Leitlinienregister) und ÖGAM (Long COVID - Leitlinie S1 und Webtool | ÖGAM).

Auf die psychologische Betreuung darf ebenso wenig vergessen werden. Viele Patient*innen leiden sehr unter den Einschränkungen durch Long COVID und benötigen eine geeignete Psychotherapie, sowie den Austausch mit anderen Betroffenen. Dazu finden Patient*innen auf dieser Website geeignete Gruppen und Hilfsangebote

Mittlerweile gibt es ein gutes Netzwerk für Patient*innen-Anlaufstellen und Hilfsangebote. Long COVID-Betroffene benötigen vor allem viel Geduld und Verständnis von ihrem Umfeld, und die Gewissheit, ihre Last nicht allein tragen zu müssen.

Die sogenannten Long COVID-Ambulanzen werden fortlaufend weiter ausgebaut. Eine aktuelle Liste in verschiedenen Bundesländern gibt es unter Long-COVID.at und Long Covid Austria - Wichtige Anlaufstellen für Betroffene. Auch unter Long COVID (sozialministerium.at), Long Covid - S1 Leitlinie (kl.ac.at) und Long Covid: Ihre Rechte am Arbeitsplatz finden Sie weitere Informationen.

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i Die österreichische Gesamtstaatliche COVID-Krisenkoordination (GECKO) wurde im Dezember 2021 gegründet. Am 31. März 2023 wurde die GECKO aufgelöst.

Referenzen:
1 AWMF. https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/020-027.html, Zugriff 23.02.2023. AWMF (2022).
2 Davis, H. E., McCorkell, L., Vogel, J. M. & Topol, E. J. Long COVID: major findings, mechanisms and recommendations. Nat Rev Microbiol 21, 133-146, doi:10.1038/s41579-022-00846-2 (2023).
3 Tsampasian, V. et al. Risk Factors Associated With Post−COVID-19 Condition: A Systematic Review and Meta-analysis. JAMA Internal Medicine, doi:10.1001/jamainternmed.2023.0750 (2023).
4 FAIRHealth. Patients Diagnosed with Post-COVID Conditions: An Analysis of Private Healthcare Claims Using the Official ICD-10 Diagnostic Code, 2022).
5 Heesakkers, H. et al. Clinical Outcomes Among Patients With 1-Year Survival Following Intensive Care Unit Treatment for COVID-19. Jama 327, 559-565, doi:10.1001/jama.2022.0040 (2022).
6 Gecko Bericht. https://www.bundeskanzleramt.gv.at/themen/gecko/publikationen-gecko.html (Stand 07.11.2022).
7 https://viecer.univie.ac.at/corona-blog/corona-blog-beitraege/blog-154-long-covid-in-oesterreich-haeufigkeit-und-symptome/. (Zugriff 23.02.23).
8 RKI. https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/NCOV2019/FAQ_Liste_Gesundheitliche_Langzeitfolgen.html Stand 31.01.2023.
9 WHO. https://icd.who.int/browse10/2019/en#/U09.9, Zugriff 23.02.2023.
10 Gil, S. et al. Post-acute sequelae of SARS-CoV-2 associates with physical inactivity in a cohort of COVID-19 survivors. Scientific Reports 13, 215, doi:10.1038/s41598-022-26888-3 (2023).

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